Apple kämpft gegen EU-Auflagen für iOS
Die EU-Kommission zwingt Apple zu umfassenden Systemänderungen durch den Digital Markets Act. Der Konzern warnt vor Sicherheitsrisiken und verzögert Funktionen, während Millionenstrafen drohen.
Brüssel setzt Cupertino unter Druck: Der iPhone-Konzern muss sein geschlossenes System öffnen – und warnt vor fatalen Folgen für Nutzer. Die neuen Bestimmungen des Digital Markets Act zwingen Apple zu den drastischsten iOS-Änderungen seit Jahren.
Was als Regulierung für mehr Wettbewerb gedacht war, entwickelt sich zum Machtkampf zwischen der Europäischen Union und einem der wertvollsten Unternehmen der Welt. Diese Woche verschärfte sich der Konflikt, als die EU-Kommission neue Details zu Interoperabilitäts-Anforderungen für iOS 19 und 20 bekannt gab. Apple sieht sich zu grundlegenden Systemänderungen gedrängt – und schlägt zurück.
In einer ungewöhnlich scharfen Stellungnahme warnte der Konzern vor den Folgen: Die EU-Bestimmungen führten zu „besorgniserregenden Änderungen“ beim Design der Apple-Produkte. Das Ergebnis sei eine „riskantere und weniger intuitive“ Nutzererfahrung. Als Beweis führt Apple an, dass erstmals Pornografie- und Glücksspiel-Apps über alternative App-Stores auf iPhones gelangen.
Das Ende des Apple-Universums?
Der Digital Markets Act (DMA), der seit März 2024 vollständig gilt, stuft Apple als „Gatekeeper“ ein. Die Folge: Das Unternehmen muss seine Plattform für Konkurrenten öffnen. Bereits jetzt können Nutzer Apps außerhalb des App Store installieren und alternative Marktplätze nutzen.
Doch die EU-Kommission will mehr. Bis Ende 2025 muss Apple Smartwatches anderer Hersteller vollen Zugriff auf iOS-Benachrichtigungen gewähren. Bis Mitte 2026 folgen weitere Einschnitte: Die automatische Audio-Umschaltung bei Kopfhörern und AirDrop-ähnliche Dateiübertragung müssen auch Drittanbieter nutzen können.
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Diese Maßnahmen zielen direkt auf Apples „Walled Garden“ – das nahtlose Zusammenspiel von Hardware und Software, das jahrelang ein Verkaufsargument war. Apple argumentiert: Wenn iOS wie die Konkurrenz wird, haben Verbraucher weniger Auswahl, nicht mehr.
Apples Gegenschlag: Verzögerungen und Warnungen
Der Konzern reagiert nicht stillschweigend. Mehrere Funktionen werden EU-weit verzögert, darunter „iPhone Mirroring“ für Mac und „Live-Übersetzung mit AirPods“. Apples Begründung: Die Interoperabilitäts-Anforderungen seien ohne Sicherheitsrisiken nicht umsetzbar.
„Unsere Teams haben noch keinen sicheren Weg gefunden, diese Funktion auf Nicht-Apple-Geräte zu bringen, ohne alle Daten auf dem iPhone zu gefährden“, erklärte das Unternehmen zum iPhone Mirroring.
Ein Kernkonflikt wird deutlich: Die EU will Wettbewerb fördern, Apple beharrt auf Datenschutz und kuratierter Nutzerführung. Der Konzern warnt vor steigenden Malware- und Betrugsrisiken für europäische Nutzer. Andere Unternehmen hätten bereits Zugang zu sensiblen Daten wie der kompletten WLAN-Historie gefordert.
Millionen-Strafen und neue Gebühren
Auch finanziell eskaliert der Streit. Apple führte als Reaktion auf die DMA-Regeln eine neue Gebührenstruktur für Entwickler ein: 0,50 Euro pro jährlichem Download für beliebte Apps außerhalb des App Store. Entwickler protestieren heftig gegen diese „Core Technology Fee“.
Die EU-Kommission prüft bereits, ob diese Gebühren die DMA-Ziele unterlaufen. Parallel verhängte Brüssel im April eine 500-Millionen-Euro-Strafe wegen Apples „Anti-Steering“-Praktiken, die Entwickler daran hinderten, Nutzer über günstigere Kaufoptionen zu informieren.
Bei wiederholten Verstößen drohen Strafen von bis zu 20 Prozent des weltweiten Jahresumsatzes – ein Damoklesschwert über dem 3,5-Billionen-Euro-Konzern.
Die Zukunft: Mehr Chaos oder mehr Auswahl?
Die Zwangsöffnung von iOS spaltet Branchenexperten. Befürworter erwarten mehr Innovation und niedrigere Preise durch verstärkten Wettbewerb. Kritiker sehen überzogene Regulierung, die Apples technische Komplexität ignoriert und die Nutzererfahrung verschlechtert.
Für europäische iPhone-Nutzer bedeutet das: Das Gerät der Zukunft wird offener und anpassbarer – aber auch komplexer und potenziell unsicherer. Apple hat angekündigt, weiter gegen die DMA zu kämpfen und sogar deren Aufhebung zu fordern.
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Die Liste der Anforderungen reicht bis iOS 20 (Ende 2026), das auch AirPlay-Alternativen von Drittanbietern unterstützen muss. Apples Ingenieure stehen vor einem Dilemma: Innovation für den globalen Markt bei gleichzeitiger Anpassung an die sich wandelnden EU-Vorschriften.
Der Ausgang dieses Machtkampfs dürfte weltweit Signalwirkung haben – und zeigen, wie weit Regierungen bei der Big-Tech-Regulierung gehen werden.