Apple verzögert KI-Features in Europa
Apple hält seine KI-Suite und weitere Schlüsselfunktionen in der Europäischen Union zurück und begründet dies mit Sicherheitsbedenken durch das DMA. Die EU-Kommission weist die Vorwürfe zurück und beharrt auf Interoperabilität.
Apple stoppt den Launch seiner neuen KI-Suite „Apple Intelligence“ und weiterer Innovationen in der Europäischen Union. Der iPhone-Konzern begründet die Entscheidung mit „regulatorischen Unsicherheiten“ durch das EU-Digitalmarktgesetz (DMA). Millionen Nutzer in den 27 EU-Ländern müssen nun auf Schlüsseltechnologien verzichten, die ursprünglich noch dieses Jahr verfügbar sein sollten.
Das kalifornische Unternehmen befürchtet, die Interoperabilitätsvorgaben des DMA könnten Apple zwingen, „die Integrität unserer Produkte zu kompromittieren und dabei Nutzerdaten und Sicherheit zu gefährden“. Diese Eskalation verdeutlicht die wachsenden Spannungen zwischen Tech-Riesen und europäischen Regulierungsbehörden.
Diese Features bleiben europäischen Nutzern vorenthalten
Drei zentrale Innovationen sind vom EU-Stopp betroffen:
Apple Intelligence stand im Mittelpunkt der jüngsten Entwicklerkonferenz. Die KI-Suite sollte tief in iPhone-, iPad- und Mac-Betriebssysteme integriert werden und Nutzern erweiterte Funktionen von Siri bis hin zu Schreib- und Bildbearbeitungstools bieten.
iPhone-Spiegelung ermöglicht es, das iPhone-Display direkt am Mac zu steuern – für nahtlose Arbeitsabläufe zwischen den Geräten.
Erweiterte SharePlay-Bildschirmfreigabe sollte Nutzern erlauben, während FaceTime-Anrufen fremde Bildschirme fernzusteuern – gedacht für Tech-Support und Zusammenarbeit.
Zusätzlich hält Apple Features wie Live-Übersetzung mit AirPods und erweiterte Karten-Funktionen in Europa zurück.
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Sicherheit contra Interoperabilität
Das DMA verpflichtet „Gatekeeper“ wie Apple, ihre Plattformen zu öffnen und Kompatibilität mit Drittanbietern sicherzustellen. Apple sieht darin erhebliche technische Herausforderungen und Sicherheitsrisiken.
Besonders problematisch sei die iPhone-Spiegelung auf Windows-PCs: Eine sichere Lösung ohne Datengefährdung existiere noch nicht. Apple warnt, der Zwang zur Datenfreigabe an Konkurrenten könne Nutzer Malware, Betrug und Überwachung aussetzen.
Der Konzern hat bereits Tausende Entwicklerstunden für die DMA-Konformität aufgewendet, sieht aber „eine schlechtere Nutzererfahrung für Apple-Kunden in der EU“ als unvermeidlich. Apple fordert sogar die Aufhebung des DMA und dessen Ersatz durch „angemessenere Gesetze“.
EU-Kommission kontert scharf
Die Europäische Kommission weist Apples Kritik entschieden zurück. Ein Sprecher stellte klar: Es gebe „absolut keine Absicht, das DMA aufzuheben“. Das Gesetz zwinge Unternehmen nicht dazu, Sicherheits- oder Datenschutzstandards zu senken – es gehe um „mehr Wahlfreiheit für Nutzer“.
EU-Vizepräsidentin Margrethe Vestager bezeichnet Apples Vorgehen als Taktik zur Wettbewerbsverhinderung. Die Kommission pocht darauf: Interoperabilität ist Pflicht, nicht freiwillig. Im April verhängte die EU bereits eine 475-Millionen-Euro-Strafe gegen Apple wegen App-Store-Verstößen.
Was bedeutet das für die Zukunft?
Der Konflikt könnte die globale Tech-Landschaft nachhaltig prägen. Während Kritiker Apple vorwerfen, Datenschutz als Vorwand für sein lukratives, geschlossenes System zu missbrauchen, beharrt der Konzern auf seiner Position.
Für europäische Verbraucher bedeutet dies konkret: Sie hinken bei Apple-Innovationen hinterher. Das Unternehmen warnt, die Liste verzögerter Features werde wachsen – langfristig könnten sogar Hardware-Launches betroffen sein.
Die nächsten Schritte bleiben ungewiss. Die EU-Kommission prüft derzeit die DMA-Auswirkungen. Wie dieser Regulierungsstreit ausgeht, wird Standards für das Verhältnis zwischen Tech-Konzernen und Behörden weltweit setzen.