AT&T zahlt 177 Millionen: Datenschutz wird teuer
Amerikas zweitgrößter Mobilfunkanbieter AT&T muss 177 Millionen Dollar Strafe für zwei Datenschutzverstöße zahlen. Der Fall zeigt die wachsenden finanziellen Risiken von Datenpannen für Unternehmen weltweit.
Ein Weckruf für Konzerne weltweit: Amerikas zweitgrößter Mobilfunkanbieter AT&T muss nach zwei schweren Datenpannen 177 Millionen Dollar (rund 160 Millionen Euro) zahlen. Die Schadenssumme zeigt, wie teuer nachlässiger Datenschutz werden kann – ein Trend, der auch deutsche Unternehmen treffen dürfte.
Millionen Kunden haben noch bis zum 18. November Zeit, ihre Entschädigung zu beantragen. Pro Person sind bis zu 7.500 Dollar möglich, falls dokumentierte Schäden nachgewiesen werden. Der Fall macht deutlich: Datenpannen sind längst kein Kavaliersdelikt mehr, sondern ein Milliardenrisiko.
Zwei Pannen, ein Desaster
Was war passiert? AT&T wurde gleich zweimal zum Opfer von Cyberkriminellen. Bei der ersten Attacke 2019 – die erst im März 2024 bekannt wurde – erbeuteten Hacker Daten von 73 Millionen Kunden. Betroffen waren Sozialversicherungsnummern, Geburtsdaten, Adressen und sogar Anruf- und SMS-Protokolle.
Der zweite Schlag folgte im Juli 2024 über den externen Dienstleister Snowflake. Wieder flossen sensible Kundendaten ab. Die Betroffenen der ersten Panne können bis zu 5.000 Dollar beantragen, Opfer des zweiten Angriffs immerhin 2.500 Dollar. Wer bei beiden Vorfällen betroffen war, darf beide Beträge geltend machen.
Das Verfahren läuft bereits auf Hochtouren: Die Auszahlung soll Anfang 2026 beginnen, nachdem ein Gericht am 3. Dezember final grünes Licht gibt.
Google und Co: Die große Abrechnung
AT&T steht nicht allein am Pranger. Allein in diesem Monat mussten Software-Riesen und Gesundheitskonzerne tief in die Tasche greifen. Google zahlte 48 Millionen Dollar, die Menstruations-App Flo Health weitere 8 Millionen – weil beide intime Gesundheitsdaten ohne Einverständnis an Dritte weitergegeben hatten.
Der Pharmakonzern Cencora und seine Tochter The Lash Group steuerten weitere 40 Millionen Dollar bei, nachdem im Februar 2024 Patientendaten gestohlen wurden. Selbst die Universität Minnesota muss einen 5-Millionen-Dollar-Fonds einrichten.
Was früher als Betriebsunfall durchging, kostet heute richtig Geld. Die Botschaft ist klar: Wer mit Nutzerdaten schlampig umgeht, zahlt.
Verbraucher schlagen zurück
Die hohen Summen zeigen eine neue Realität. Sammelklagen sind zum scharfen Schwert geworden, mit dem sich Verbraucher gegen Konzern-Nachlässigkeit wehren. Die Gerichte folgen zunehmend dieser Linie: Datenschutz ist kein Nice-to-have, sondern Pflicht.
Für die Betroffenen bedeutet das aber auch Arbeit. Wer Entschädigung will, muss meist komplizierte Antragsverfahren durchlaufen und Schäden dokumentieren. Als Trostpflaster gibt es oft kostenloses Kreditmonitoring und Identitätsschutz – Standard bei solchen Vergleichen.
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Ein teurer Lernprozess
Die Dimension wird bei einem Blick auf die Zahlen deutlich: AT&Ts 177 Millionen Dollar sind noch nicht einmal Rekord. T-Mobile zahlte bereits 350 Millionen Dollar für eine ähnliche Panne. Diese Summen sollen nicht nur Opfer entschädigen, sondern vor allem abschrecken.
Parallel verschärfen US-Behörden die Regeln. Die Verbraucherschutzbehörde CFPB arbeitet an neuen Vorschriften, die Nutzern mehr Kontrolle über ihre Finanzdaten geben sollen. Das Ziel: präventiver Schutz statt nachträgliche Schadensbegrenzung.
Was das für Deutschland bedeutet
Der amerikanische Trend dürfte auch hierzulande ankommen. Mit der DSGVO hat Europa bereits schärfere Datenschutzregeln als die USA. Doch die Bußgelder der Behörden sind oft niedriger als die Schadenssummen in Sammelklagen.
Deutsche Konzerne sollten aufhorchen: Wer heute noch nachlässig mit Kundendaten umgeht, könnte morgen vor ähnlichen Forderungen stehen. Die Zeiten, in denen Datenpannen mit einer Entschuldigung und einem Jahr kostenlosem Kreditschutz erledigt waren, gehen definitiv zu Ende.