Bauwirtschaft: Erste Hoffnungszeichen nach Krisenjahren
Die Baukonjunktur zeigt erste Stabilisierungssignale nach langer Rezession. Während der Tiefbau durch Infrastrukturprojekte wächst, kämpft der Wohnungsbau weiter mit schwacher Nachfrage.
Die deutsche und österreichische Bauwirtschaft sendet nach einer langen Durststrecke vorsichtige Signale einer Stabilisierung. Während der Wohnungsbau weiterhin schwächelt, sorgen Impulse aus dem Tiefbau für verhaltenen Optimismus.
Nach Jahren der Rezession, ausgelöst durch gestiegene Zinsen und hohe Materialkosten, zeichnet sich für die Bauwirtschaft eine Bodenbildung ab. Aktuelle Daten führender Institute deuten darauf hin, dass die Talsohle langsam durchschritten wird. Eine flächendeckende Erholung lässt jedoch auf sich warten.
Führende Verbände wie der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) prognostizieren für 2025 zwar weiterhin einen leichten realen Umsatzrückgang. Eine Trendwende ab 2026 gilt aber als möglich.
Wohnungsbau kämpft weiter – Genehmigungen machen Mut
Der Wohnungsbau bleibt das größte Sorgenkind der Branche. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) prognostiziert für 2025 in Deutschland lediglich 235.000 fertiggestellte Wohnungen – weit unter dem politischen Ziel von 400.000 Wohnungen.
Einen Lichtblick bieten jedoch die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Im August genehmigte Deutschland den Bau von 19.300 Wohnungen – ein Anstieg von 5,7 % gegenüber dem Vorjahresmonat. Von Januar bis August stieg die Zahl der genehmigten Wohnungen bereits um 6,5 %.
Diese Entwicklung könnte ein erstes Zeichen dafür sein, dass sich Investoren langsam an das neue Zinsumfeld gewöhnen. Der ifo-Geschäftsklimaindex für das Bauhauptgewerbe war im Oktober allerdings leicht rückläufig.
Tiefbau wird zum Rettungsanker
Ganz anders stellt sich die Lage im Tiefbau dar. Dieser Sektor erweist sich zunehmend als entscheidende Stütze für die gesamte Baukonjunktur. Öffentliche Investitionen in die Infrastruktur – vom Schienennetzausbau über Stromtrassen bis zur Brückensanierung – sorgen für stabile Nachfrage.
Der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) hob hervor, dass der Wirtschaftstiefbau 2024 und 2025 real positive Wachstumsraten verzeichnet. Damit kompensiert er den schwächelnden Hochbau teilweise.
Österreich: Rezession spitzt sich zu
Die österreichische Bauwirtschaft befand sich auch 2024 in einer Rezession, die sich insbesondere im Hoch- und Wohnbau zuspitzte. 40 % der Betriebe gaben an, sofort zusätzliche Aufträge ausführen zu können – ein deutliches Zeichen für die schwache Nachfrage.
Dennoch gibt es vorsichtige Besserungsanzeichen. Die Wirtschaftskammer Österreich (WKO) prognostiziert für 2025 ein Gesamtwachstum von 0,4 % für die Bauwirtschaft, angetrieben vom Tiefbau mit plus 2,6 %.
Eine spürbarere Erholung wird erst für 2026 erwartet: Die WKO rechnet mit einem Wachstum von 1,6 % für die gesamte Branche und 2,0 % im Hochbau.
Strukturwandel statt nur Konjunkturkrise
Die aktuelle Dynamik markiert mehr als nur eine zyklische Schwankung – sie bedeutet einen tiefgreifenden Strukturwandel. Die Krise im Wohnungsbau verschärft den Druck auf die Wohnungsmärkte in Ballungsräumen weiter.
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Gleichzeitig erzwingt die Lage einen Strategiewechsel: weg vom reinen Neubau hin zu Sanierung und Modernisierung im Bestand. Politische Maßnahmen wie schnellere Genehmigungsverfahren werden von Branchenverbänden als entscheidend angesehen.
Langer Weg zur vollständigen Erholung
Für 2025 prognostizieren Institute wie das DIW für Deutschland weiterhin einen leichten realen Rückgang des Bauvolumens von rund 1,0 %. Eine echte Erholung wird erst für 2026 erwartet, wenn das reale Bauvolumen voraussichtlich um etwa zwei Prozent wachsen könnte.
Die entscheidenden Faktoren für die Geschwindigkeit der Erholung werden die weitere Zinsentwicklung, die allgemeine Konjunktur und politische Impulse sein. Während der Tiefbau als verlässlicher Motor fungiert, bleibt offen, wann der Wohnungsbau aus seiner Krise findet.


