ePA-Pflicht: Ärzte kämpfen mit leerem System
Hardware-Krise bedroht digitale Infrastruktur
Deutschlands digitale Gesundheitsakte ist seit Oktober verpflichtend – doch die Praxis hinkt der Politik hinterher. Während Millionen Patientenakten automatisch angelegt wurden, bleiben sie vorerst leer. Gleichzeitig droht 2026 ein Rückfall zum Papierrezept, weil wichtige Hardware ausläuft. Die ambitionierte Digitalisierung des Gesundheitswesens zeigt: Der Weg von der Theorie zur funktionierenden Anwendung ist steiniger als erhofft.
Seit dem 1. Oktober müssen Arztpraxen und Krankenhäuser die elektronische Patientenakte nutzen. Was auf dem Papier nach Fortschritt klingt, entpuppt sich im Alltag als Geduldsprobe. Dr. Marcus Hähnel, Zahnarzt aus Aschersleben, bringt es auf den Punkt: Während E-Rezept und digitale Krankmeldungen bereits funktionierten, plagen die ePA technische Probleme, die niemand vor Ort beheben kann.
Das Grundproblem ist simpel: Jede Akte startet komplett leer. Alle gesetzlich Versicherten, die nicht aktiv widersprechen, erhalten zwar automatisch eine digitale Akte – doch Diagnosen, Medikationspläne oder Arztbriefe fehlen zunächst völlig. Es dürfte Monate, wenn nicht Jahre dauern, bis genug Daten vorhanden sind, um echten medizinischen Nutzen zu bieten. Ärzte können sich deshalb nicht zu 100 Prozent auf die Vollständigkeit verlassen – ein fatales Problem, wenn Behandlungsentscheidungen davon abhängen.
Anzeige: Während die ePA noch leer startet und Praxen mit technischen Hürden kämpfen, ist die persönliche Vorsorge entscheidend. Der Gratis-Report „Gehirntraining leicht gemacht“ bietet 11 alltagstaugliche Übungen, 7 praktische Tipps und einen kurzen Selbsttest, damit Sie Konzentration und Gedächtnis stärken – einfach umzusetzen und per E‑Mail erhältlich. Gratis-Report „Gehirntraining leicht gemacht“ herunterladen
Während sich Praxen noch an die ePA gewöhnen, braut sich eine größere Bedrohung zusammen. Ab 2026 könnten zahlreiche Arztpraxen und Apotheken faktisch vom digitalen Gesundheitsnetz abgeschnitten werden. Der Grund: Sicherheitshardware läuft ab.
Praxis- und Apothekenausweise sowie elektronische Heilberufsausweise haben eine Lebensdauer von nur fünf Jahren. Zigtausende dieser Komponenten stehen vor dem Ablaufdatum – und ohne funktionsfähige Hardware kein Zugang zur Telematikinfrastruktur. Die Konsequenz wäre drastisch: Das mittlerweile etablierte E-Rezept würde teilweise wieder auf Papier zurückfallen. Auch die ePA wäre betroffen, da keine neuen Rezeptdaten mehr eingespielt werden könnten.
Ende Oktober schlug die Kassenärztliche Bundesvereinigung Alarm: Über 50.000 Heilberufsausweise der ersten Generation sind noch im Umlauf. Die KBV fordert von der Bundesnetzagentur eine Verlängerung der Dezember-Frist um sechs Monate. Ohne diese Gnadenfrist drohen flächendeckende Ausfälle – ein Desaster für die mühsam aufgebaute Digitalinfrastruktur.
Nutzerzahlen steigen – Alltagstauglichkeit nicht
Trotz aller Anlaufschwierigkeiten zeigt das Widerspruchsmodell Wirkung. Anders als bei der freiwilligen Vorgängerversion werden diesmal Akten automatisch angelegt, sofern Versicherte nicht aktiv ablehnen. Diese Regelung aus dem Digitalgesetz (DigiG) treibt die Verbreitung voran.
Die Zahlen belegen das: Allein im Oktober wurden 10,6 Millionen neue Dokumente hochgeladen, insgesamt bereits 37 Millionen seit Start der Plattform. Den Großteil bilden medizinische Befunde und Berichte, gefolgt von elektronischen Arztbriefen. Technisch funktioniert die Befüllung also – doch ein vollwertiges, verlässliches Arbeitsinstrument für den Praxisalltag ist die ePA damit noch lange nicht.
Transformation mit Kinderkrankheiten
Die aktuellen Probleme überraschen nicht wirklich. Nach Jahren der Planung beschleunigte das Digitalgesetz den Abschied vom papiergestützten System, das Gesundheitsminister Karl Lauterbach einst als “Entwicklungsland-Niveau” bezeichnete. Das obligatorische E-Rezept kam im Januar 2024, die Widerspruchslösung für die ePA folgte 2025.
Was jetzt zutage tritt, sind keine Konzeptfehler, sondern typische Reibungsverluste einer Großimplementation. Die Hardware-Problematik offenbart eine Lücke in der langfristigen Logistikplanung. Das Feedback der Ärzte zeigt: Die Software muss stabiler, nutzerfreundlicher und die Datenintegration schrittweise erfolgen. Politisch ist die hohe Akzeptanz durch das Widerspruchsmodell ein Erfolg – doch nun muss die Funktionalität nachziehen.
2026: Entscheidungsjahr für Deutschlands Digital-Gesundheit
Die dringendste Aufgabe für Gematik und die Gesundheitsbehörden: die Hardware-Krise abwenden. Eine Entscheidung über die von den Ärzteverbänden geforderte Fristverlängerung wird Mitte November erwartet. Scheitert eine Lösung, wäre das Vertrauen in die gesamte Digitalinfrastruktur schwer beschädigt.
Mittelfristig plant Gematik bereits funktionale Erweiterungen für 2026, darunter einen umfassenden elektronischen Medikationsplan. Dieser soll nicht nur ärztlich verordnete Präparate abbilden, sondern auch komplexe Einnahmeschemata und manuell ergänzte rezeptfreie Medikamente erfassen. Für Patienten und Ärzte beginnt jetzt eine Phase der Konsolidierung: Das Ziel ist ein stabileres System und eine Datenbasis, die ihren Namen verdient. Erst dann kann die ePA halten, was die Politik verspricht – ein sichereres, effizienteres und vernetztes Gesundheitswesen.
Anzeige: Für überlastete Praxis-Teams und Ärzte, die trotz Digitalisierungsproblemen effizient bleiben müssen: Das kostenlose E‑Book „7 Methoden für ein effektives Zeit- und Aufgabenmanagement“ zeigt praxiserprobte Techniken wie ALPEN, Eisenhower und Pomodoro, mit denen Sie Ihren Arbeitstag in wenigen Minuten strukturieren. Jetzt gratis per E‑Mail anfordern. Kostenloses E‑Book: 7 Zeitmanagement-Methoden herunterladen


