EU sperrt Big Tech aus Open-Finance-System
Die Europäische Union beschließt den Ausschluss von Google, Apple, Meta und Amazon aus dem neuen offenen Finanzsystem FiDA. Traditionelle Banken setzen sich gegen Tech-Konzerne durch, um deren Marktdominanz zu verhindern.
Brüssel schließt Google, Apple, Meta und Amazon von der geplanten Finanzregulierung aus. Die finale Fassung der Financial Data Access Verordnung steht vor dem Abschluss.
Die Europäische Union will Tech-Riesen wie Google, Apple, Meta und Amazon vom neuen offenen Finanzsystem ausschließen. Nach Berichten dieser Woche steht die finale Fassung der Financial Data Access (FiDA) Verordnung kurz vor der Vollendung – mit einer klaren Mehrheit der Mitgliedstaaten gegen Big Tech als „Datennutzer“ im System.
Die FiDA-Verordnung erweitert die „Open Banking“-Prinzipien der bisherigen Zahlungsdiensterichtlinie (PSD2) erheblich. Banken und Versicherungen müssen künftig deutlich mehr Kundendaten teilen – von Hypotheken über Kredite bis hin zu Investitionen und Renten. Aber nur mit ausdrücklicher Kundenzustimmung und autorisierten Drittanbietern.
Das Ziel: Innovation fördern, personalisierte Finanzprodukte schaffen und Verbrauchern mehr Kontrolle über ihre Daten geben. Der Ausschluss der Tech-Giganten markiert jedoch einen Wendepunkt in der EU-Strategie zur Regulierung der Digitalwirtschaft.
Banken siegen über Silicon Valley
Europas traditionelle Banken haben intensiv gegen eine Beteiligung der Plattform-Riesen lobbyiert. Ihre Sorge: Die Tech-Konzerne würden ihre enormen Nutzer-Ökosysteme und Datenverarbeitungskapazitäten nutzen, um den Finanzmarkt zu dominieren.
Deutschland trieb die Ausschluss-Initiative besonders voran. In einem Positionspapier argumentierte die Bundesregierung, nur so lasse sich „die Entwicklung eines EU-digitalen Finanz-Ökosystems fördern, ein Level Playing Field garantieren und die digitale Souveränität der Verbraucher schützen.“
Ein EU-Diplomat, der an den Verhandlungen beteiligt war, zeigte sich überrascht: „Das ist eine der Dateien, bei denen die Big-Tech-Spieler tatsächlich den Lobbying-Kampf verlieren.“
Die Entscheidung passt zur breiteren EU-Regulierungsoffensive gegen sogenannte „Gatekeeper“ durch Digital Markets Act (DMA) und Digital Services Act (DSA). Regulierer befürchten, dass Zugang zu sensiblen Finanzdaten die Marktdominanz der Tech-Riesen zementieren könnte.
So funktioniert das neue System
FiDA schafft ein harmonisiertes System für Datenaustausch im Finanzsektor. Es definiert klare Rollen für „Dateninhaber“ (Banken, Versicherer) und „Datennutzer“ (autorisierte Finanzinformationsdienstleister, FISPs).
Kunden können ihre Bank anweisen, Informationen mit einem FISP ihrer Wahl zu teilen. Diese entwickeln dann innovative Services wie digitale Budgetierungs-Tools, automatisierte Finanzberatung oder vereinfachte Kreditanträge.
Zentral ist das „Permission Dashboard“: Verbraucher können jederzeit Datenzugriffe gewähren, verwalten oder widerrufen. Der Datenaustausch muss sicher, in Echtzeit und meist kostenfrei erfolgen.
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Der Datenumfang geht weit über PSD2 hinaus:
* Hypotheken, Kredite und andere Konten
* Spareinlagen, Investitionen in Finanzinstrumente und Krypto-Assets
* Versicherungsbasierte Anlageprodukte und Rentenpläne
Industrie warnt vor Protektionismus
Die Tech-Industrie kritisiert die Entscheidung scharf. Daniel Friedlaender, Leiter der Computer & Communications Industry Association (CCIA) Europe, wirft der EU vor, sich „vor etablierten Banken zu verbeugen“ und die „Verbraucherauswahl zu begrenzen.“
Kritiker befürchten, dass der Ausschluss großer Innovatoren genau den Wettbewerb behindert, den die Regulierung eigentlich fördern soll.
Zusätzlich drohen transatlantische Handelsspannungen. Ex-US-Präsident Donald Trump hatte bereits Vergeltungszölle gegen Länder angedroht, die amerikanische Firmen „unfair“ behandeln. Bei einer möglichen Rückkehr ins Weiße Haus könnte die EU-Entscheidung zum Streitpunkt werden.
Stufenweise Einführung ab 2027
Die finale FiDA-Verordnung soll noch in diesem Herbst von Mitgliedstaaten und EU-Parlament beschlossen werden. Die formale Verabschiedung ist für 2025 geplant.
Die Umsetzung erfolgt schrittweise: 20 Tage nach Veröffentlichung im EU-Amtsblatt tritt die Verordnung in Kraft, die Regeln greifen aber erst 24 Monate später – voraussichtlich 2027.
Phase eins umfasst Verbraucherkredite, Sparkonten und Kfz-Versicherungen. Nach 36 und 48 Monaten folgen Hypotheken, Investitionen, Krypto-Assets und weitere Versicherungsprodukte.
Für Finanzinstitute bedeutet das: IT-Systeme modernisieren und sichere APIs entwickeln. Nach fünf Jahren überprüft die EU-Kommission die Auswirkungen der Regulierung vollständig.
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