Indien: 20 Millionen Senioren erhalten digitale Unterstützung
Indien startet Gesichtserkennungs-Kampagne für 20 Millionen Rentner, während Katar digitale Bildung fördert. Gleichzeitig warnen Cybersicherheitsexperten vor massiven Cloud-Risiken für ältere Nutzer.
Weltweit startet die größte Offensive gegen digitale Ausgrenzung älterer Menschen: Indien will im November 20 Millionen Rentner mit Technologie vertraut machen, während in Katar Experten über die psychologischen Folgen digitaler Isolation debattieren. Doch während Regierungen auf Inklusion setzen, warnen Cybersecurity-Spezialisten vor einer dramatischen Bedrohungslage.
Die indische Regierung rollt mit ihrer “Digital Life Certificate Campaign 4.0” die bisher umfassendste Initiative zur digitale Teilhabe von Senioren aus. Das Programm kombiniert innovative Gesichtserkennungstechnologie mit klassischen Hausbesuchen – und könnte zum Blaupause für Europa werden.
Millionen-Kampagne setzt auf Gesichtserkennung
Das indische Ministerium für Renten und Rentner-Wohlfahrt hat im November 2025 eine beispiellose Kampagne gestartet. In über 2.000 Städten sollen 20 Millionen Rentner lernen, ihre jährlich erforderliche “Lebensbescheinigung” digital einzureichen. Das Besondere: Die Aadhaar-basierte Gesichtsauthentifizierung macht Fingerabdruckscanner überflüssig.
Die ersten Großveranstaltungen fanden am 3. und 4. November in Neu-Delhi und Ahmedabad statt. Besonders hochbetagte und körperlich eingeschränkte Senioren erhalten Unterstützung direkt zu Hause – ein Service der India Post Payments Bank. Premierminister Narendra Modi hatte das Programm bereits Ende 2024 gelobt und betont, wie digitale Lösungen das Leben älterer Menschen im ganzen Land vereinfachen.
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Die Kampagne ist Teil der übergeordneten Initiativen “Digital India” und “Ease of Living”. Banken, Rentnerverbände und Technologieanbieter arbeiten dabei eng zusammen. Kann ein solches Modell auch in alternden europäischen Gesellschaften funktionieren?
Katar-Gipfel: Technologie gegen Einsamkeit
Zeitgleich mit der indischen Initiative fand am 5. November beim World Social Summit in Doha eine bedeutende Dialogrunde statt. Manal Ahmed Al Mannai, Geschäftsführerin des Zentrums für Befähigung und Pflege älterer Menschen (Ehsan), präsentierte dort einen anderen, aber komplementären Ansatz.
Ihr Zentrum konzentriert sich auf digitale Bildung und virtuelle Interaktion. Senioren lernen, Smart-Apps zu nutzen, um einfacher auf Gesundheits- und Sozialdienste zuzugreifen. Al Mannai betonte: “Die digitale Befähigung älterer Menschen ist entscheidend im Kampf gegen soziale Isolation.”
Die Programme zielen darauf ab, eine inklusive digitale Gesellschaft aufzubauen, in der Senioren aktiv am öffentlichen Leben teilnehmen können. Technologie soll außerdem den Familienzusammenhalt stärken und Zugang zu vertraulicher psychologischer Unterstützung ermöglichen – ein Aspekt, der gerade in der Pandemie-Nachwirkungszeit an Bedeutung gewonnen hat.
Cybersecurity-Warnung: 99 Prozent der Cloud-Zugänge verwundbar
Doch wo Licht ist, lauert auch Schatten. Ein alarmierender Bericht des Cybersecurity-Unternehmens ReliaQuest vom 4. November zeigt die Kehrseite der digitalen Inklusion: Identitätsbezogene Risiken sind die größte Gefahr für Cloud-Umgebungen.
Die Zahlen sind erschreckend: 44 Prozent aller gültigen Sicherheitswarnungen aus Cloud-Tools basieren auf identitätsbezogenen Schwachstellen. Hacker bevorzugen zunehmend Angriffe mit gestohlenen oder kompromittierten Zugangsdaten, die im Darknet billig zu erwerben sind. Diese Methoden sind schwerer zu erkennen als herkömmliche Angriffe mit Exploit-Code.
ReliaQuest behauptet sogar: “99 Prozent der Cloud-Identitäten haben überhöhte Berechtigungen.” Das bedeutet: Gelingt Angreifern der Zugang mit gestohlenen Zugangsdaten, haben sie oft weitreichenderen Zugriff als nötig. Gerade für Senioren, die digital weniger versiert sind, wird dies zur existenziellen Bedrohung.
Die digitale Kluft: Mehr als nur fehlende Geräte
Die aktuellen Entwicklungen verdeutlichen eine hartnäckige Realität: Die “digitale Kluft” betrifft nicht nur den Zugang zu Technologie, sondern auch Kompetenzen und physische Barrierefreiheit. Für ältere Menschen bedeuten fehlende digitale Fähigkeiten oft soziale Isolation und eingeschränkten Zugang zu essentiellen Diensten wie Online-Banking oder Telemedizin.
Doch es geht um mehr als die bloße Nutzung im Alltag. Das Konzept des “digitalen Erbes” gewinnt an Bedeutung: Wer kümmert sich nach dem Tod um Social-Media-Konten, Fotos, E-Mails und Finanzkonten? Ohne Planung können diese wertvollen und sentimentalen Daten für immer verloren gehen.
Tech-Giganten wie Apple und Google haben darauf reagiert und “Legacy Contact”-Funktionen eingeführt. Nutzer können vertrauenswürdige Personen bestimmen, die nach ihrem Tod Zugriff auf ihre Daten erhalten. Ein Thema, das in Deutschland bisher kaum öffentlich diskutiert wird.
Ausblick: Befähigung und Schutz im Doppelpack
Die Initiativen in Indien und Katar signalisieren einen klaren Trend zu proaktiven, großangelegten Programmen zur Förderung digitaler Kompetenzen älterer Menschen. Weitere Regierungen und NGOs dürften ähnliche Programme auflegen, die Bildung mit zugänglicher Technologie kombinieren.
Doch der Weg nach vorn ist zweigeteilt. Je mehr Senioren online gehen, desto attraktiver werden sie als Ziele für raffinierte Betrugsmaschen und Cyberbedrohungen – einschließlich KI-gestützter Deepfakes und identitätsbasierter Angriffe. Künftige Initiativen müssen daher Cybersecurity-Training von Anfang an integrieren.
Programme wie AARP’s Digital Skills Ready@50+ oder die Online-Sicherheits-Arbeitsbücher der National Cybersecurity Alliance liefern Modelle für diesen integrierten Ansatz. Das ultimative Ziel: Senioren nicht nur online zu bringen, sondern ihnen die Fähigkeit zu geben, die digitale Welt mit Selbstvertrauen, Sicherheit und Schutz zu navigieren.
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