Internationaler Strafgerichtshof wechselt zu deutscher Software
Sanktionen brachten das Fass zum Überlaufen
Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag kehrt Microsoft den Rücken – und setzt ab sofort auf openDesk, eine deutsche Open-Source-Alternative. Die Entscheidung markiert einen entscheidenden Wendepunkt im globalen Kampf um digitale Souveränität.
Hinter dem Wechsel steckt weit mehr als nur IT-Modernisierung: Der Gerichtshof will seine Abhängigkeit von US-Technologie drastisch reduzieren. Ein Schritt, der angesichts wachsender geopolitischer Spannungen und der Furcht vor politischer Einflussnahme kaum überrascht.
Was war der Auslöser? Bereits zu Jahresbeginn hatte die Trump-Administration Sanktionen gegen IStGH-Offizielle verhängt – darunter Chefankläger Karim Khan. Khan verlor daraufhin den Zugang zu seinem Microsoft-E-Mail-Konto. Microsoft bestreitet zwar, den Service bewusst gesperrt zu haben. Dennoch schürte der Vorfall die Ängste vor einem “Kill Switch” bei kritischen digitalen Diensten.
IStGH-IT-Manager Osvaldo Zavala Giler bringt es auf den Punkt: “Angesichts der Umstände müssen wir Abhängigkeiten reduzieren und die technologische Autonomie des Gerichts stärken – auch wenn dies kurzfristig teuer, ineffizient und unbequem ist.”
Deutsche Staatsalternative überzeugt
Die Wahl fiel auf openDesk – ein umfassendes Software-Paket mit Textverarbeitung, E-Mail, Chat und Videokonferenzen. Anbieter ist das Zentrum für Digitale Souveränität der öffentlichen Verwaltung (ZenDiS), eine hundertprozentige Tochter des deutschen Staates.
ZenDiS wurde im Dezember 2022 mit einem klaren Auftrag gegründet: Deutschland und andere öffentliche Einrichtungen unabhängiger von ausländischer Technologie zu machen. Der Open-Source-Charakter von openDesk bietet dabei entscheidende Vorteile – der Code kann von einer breiten Entwicklergemeinschaft überprüft werden.
Für die 1.800 Arbeitsplätze des IStGH ist dies mehr als nur ein Softwarewechsel: Es ist ein symbolträchtiges Bekenntnis zu europäischer Technologie.
Europa wendet sich ab von US-Giganten
Der IStGH steht nicht allein da. Quer durch Europa suchen öffentliche Institutionen Alternativen zu dominierenden US-Tech-Produkten. Schleswig-Holstein hat bereits 40.000 Regierungskonten auf Linux und LibreOffice umgestellt. Die Bundeswehr unterzeichnete einen Siebenjahresvertrag mit ZenDiS für openDesk.
Auch Österreich zieht mit: Das Bundesheer kündigte im September an, Microsoft Office durch LibreOffice zu ersetzen.
Treiber dieser Entwicklung: Anhaltende Sorgen um Datensouveränität, verstärkt durch den US-Cloud Act. Dieses Gesetz erlaubt US-Behörden den Zugriff auf Daten amerikanischer Unternehmen – unabhängig vom Speicherort.
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Microsoft beteuert zwar seine Verlässlichkeit gegenüber Kunden wie dem IStGH. Das Risiko politisch motivierter Serviceunterbrechungen treibt europäische Institutionen dennoch zu heimischen Lösungen.
Herausforderungen beim Systemwechsel
Die Umstellung auf openDesk bringt logistische Hürden mit sich: Datenmigration, Mitarbeiterschulungen und die nahtlose Integration in bestehende Systeme. Der Prozess soll Anfang nächsten Jahres beginnen – bei laufendem Gerichtsbetrieb.
Gelingt dem IStGH der Wechsel reibungslos, könnte dies die Verbreitung von Open-Source-Software im öffentlichen Sektor weltweit beschleunigen. Erstmals werden geopolitische Überlegungen bei Beschaffungsentscheidungen genauso wichtig wie technische Spezifikationen.
Die Dominanz weniger Tech-Giganten steht vor einer neuen Herausforderung: einem wachsenden Ökosystem souveränitätsorientierter Technologieanbieter. Der IStGH-Wechsel wird als Gradmesser für die Zukunft digitaler Unabhängigkeit genau beobachtet.


