Mental Health Coaches: Lehrerverbände fordern nationale Strategie für Schüler
Lehrerverbände und Schülerkonferenz fordern dauerhafte Finanzierung der erfolgreichen Mental Health Coaches an Schulen. Eine IW-Studie belegt massive volkswirtschaftliche Folgen der psychischen Belastungen.
Die psychische Gesundheit deutscher Schüler verschlechtert sich dramatisch – mit massiven volkswirtschaftlichen Folgen. Lehrerverbände und die Bundesschülerkonferenz fordern diese Woche eine nationale Strategie und den flächendeckenden Ausbau schulbasierter Präventionsprogramme. Im Fokus: die bewährten „Mental Health Coaches”, deren Zukunft trotz nachgewiesener Erfolge ungewiss ist.
Eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hat die Alarmglocken schrillen lassen. Die Daten zeigen: Psychische Belastungen während der Schulzeit gefährden nicht nur den Bildungserfolg der Betroffenen, sondern verursachen auch immense volkswirtschaftliche Kosten. Die Reaktion folgte prompt. Deutschlands große Lehrerverbände – Deutscher Lehrerverband (DL), Verband Bildung und Erziehung (VBE) und Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) – haben sich gemeinsam mit der Bundesschülerkonferenz positioniert. Ihre Forderung: sofortiges politisches Handeln.
Eine Generation unter psychischem Druck
Die Zahlen sind alarmierend. Laut dem DAK-Präventionsradar für das Schuljahr 2024/25 leidet ein Drittel der befragten Schüler unter Einsamkeit. 17 Prozent zeigen depressive Symptome. Das Deutsche Schulbarometer der Robert Bosch Stiftung zeichnet ein ähnlich düsteres Bild: 21 Prozent der 8- bis 17-Jährigen schätzen sich selbst als psychisch auffällig ein. Über ein Viertel bewertet die eigene Lebensqualität als gering.
Was belastet die Jugendlichen? Neben globalen Krisen wie Kriegen und Klimawandel nennen sie vor allem eines: hohen schulischen Leistungsdruck. Die Schule, eigentlich ein Ort der Entwicklung, wird zunehmend zur psychischen Belastung.
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Mental Health Coaches: Erfolgreiche Prävention an über 100 Schulen
Seit September 2023 läuft das Modellprogramm „Mental Health Coaches” des Bundesjugendministeriums. An über 100 Schulen bundesweit sind Fachkräfte aus Sozialpädagogik, Sozialarbeit und Psychologie im Einsatz. Ihr Auftrag:
- Präventive Gruppenangebote schaffen
- Wissen über mentale Gesundheit vermitteln
- Resilienz der Schüler stärken
- Als niedrigschwellige Ansprechpartner fungieren
- Stigmatisierung psychischer Erkrankungen abbauen
Die wissenschaftliche Evaluation durch die Universität Leipzig Anfang 2025 fiel eindeutig aus: Über 90 Prozent der Beteiligten sprachen sich für eine Fortsetzung aus. Schulleitungen lobten die hohe Akzeptanz unter den Schülern. Das Programm funktioniert – und wird gebraucht.
„Notruf einer Generation” – doch die Finanzierung fehlt
Trotz des nachgewiesenen Erfolgs droht das Aus. Die Finanzierung über den Sommer 2025 hinaus ist nicht gesichert. Diese Unsicherheit trieb die Verbände diese Woche zum Handeln. Quentin Gärtner, Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, findet drastische Worte: Es sei ein „Notruf einer Generation”. Er warnt vor ernsthaften Bedrohungen für Volkswirtschaft und Demokratie, sollte jetzt nicht gehandelt werden.
Die Verbände fordern eine nationale, ressortübergreifende Strategie. Bildung, Gesundheit und Familienpolitik müssen verzahnt werden, um die mentale Gesundheit junger Menschen nachhaltig zu sichern. Kann es sein, dass ein bewährtes Programm einfach ausläuft, während die Probleme größer werden?
Zwischen Erkenntnis und politischem Stillstand
Die Lücke zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis und politischem Handeln wird immer deutlicher. Studien wie die COPSY-Längsschnittstudie dokumentieren seit Jahren die Verschlechterung der psychischen Gesundheit bei Jugendlichen. Dennoch bleiben langfristige und flächendeckende Lösungen aus.
Experten bewerten die „Mental Health Coaches” als entscheidenden Schritt in die richtige Richtung. Das Programm integriert Hilfe direkt und ohne Hürden in den Schulalltag. Die positive Evaluation bestätigt: Solche präventiven Maßnahmen wirken. Die derzeitige Finanzierungslücke stellt jedoch die Nachhaltigkeit infrage und sendet ein fatales Signal an Schulen, Schüler und engagierte Fachkräfte.
Ein vertrautes Muster: Erfolgreiche Modellprojekte enden, statt in die Regelversorgung überführt zu werden. Experten kritisieren diese Praxis seit Jahren.
Entscheidung im Bundeshaushalt 2026
Die kommenden Monate werden zeigen, ob schulbasierte Prävention für psychische Gesundheit in Deutschland eine Zukunft hat. Der Appell der Bildungsverbände erhöht den Druck auf die Bundesregierung. Im Rahmen der Verhandlungen für den Bundeshaushalt 2026 muss eine dauerhafte Finanzierung für die „Mental Health Coaches” gesichert werden.
Bundesjugendministerin Lisa Paus hat sich bereits für den Ausbau des Programms ausgesprochen. Die endgültige Entscheidung steht jedoch noch aus. Sollte keine Lösung gefunden werden, droht das abrupte Ende eines als erfolgreich bewerteten Programms.
Langfristig fordern Experten und Interessenvertreter mehr: Gesundheitsförderung muss fester Bestandteil des Bildungsauftrags werden. Nur so können zukünftige Generationen besser für die wachsenden mentalen Herausforderungen gewappnet werden. Die Frage ist nicht mehr, ob gehandelt werden muss – sondern wann.
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