Mentale Gesundheit: Arbeitnehmer fordern mehr von Unternehmen
Always-on-Kultur gefährdet Gesundheit
90 Prozent der Erwerbstätigen erwarten, dass sich ihr Arbeitgeber um ihre psychische Gesundheit kümmert. Doch nur 44 Prozent fühlen sich von ihrem Unternehmen ernst genommen.
Eine aktuelle Studie von Union Investment deckt eine dramatische Kluft zwischen Erwartung und Realität auf. Während die Arbeitsbelastung weiter steigt, versäumen es viele Arbeitgeber, wirksame Strategien für eine gesunde Work-Life-Balance zu etablieren.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Jeder zweite Befragte empfindet eine hohe Arbeitsbelastung. Besonders Frauen leiden unter der Situation – sie fühlen sich psychisch weniger wohl als Männer (56 vs. 64 Prozent) und profitieren seltener von betrieblichen Gesundheitsangeboten.
Die ständige Erreichbarkeit wird zum Problem. Eine Studie der Techniker Krankenkasse zeigt: Für 60 Prozent der Home-Office-Beschäftigten verschwimmen die Grenzen zwischen Job und Privatleben. Über ein Viertel empfindet dies als belastend.
Diese Entwicklung hat Konsequenzen. Die vivida BKK ermittelte, dass sich sieben von zehn jungen Menschen häufig gestresst fühlen – zwei Drittel nennen die Arbeit als Hauptstressquelle.
Psychische Erkrankungen sind bereits die zweitwichtigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit in Deutschland. Fehlende Erholungsphasen beeinträchtigen die kognitive Leistungsfähigkeit und erhöhen das Risiko für Depressionen sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Grenzen setzen – aber wie?
Arbeitnehmer müssen selbst aktiv werden. Experten empfehlen konkrete Maßnahmen:
- Feste Arbeitszeiten auch im Home-Office definieren
 - Feierabend-Rituale etablieren, die den mentalen Übergang signalisieren
 - “Nein” sagen bei Überlastung
 - Nicht-stören-Modus konsequent nutzen
 - Offene Gespräche mit Vorgesetzten über die eigene Auslastung führen
 
Das Setzen von Grenzen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern professionelles Selbstmanagement.
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Politik diskutiert “Recht auf Nichterreichbarkeit”
Die EU-Kommission reagiert auf die Entwicklung. Im Juli leitete sie eine zweite Konsultationsphase ein, um die Risiken der “Always-on-Kultur” anzugehen. Ein gesetzlich verankertes “Recht auf Nichterreichbarkeit” steht zur Debatte.
Während Arbeitgeberverbände argumentieren, bestehende Gesetze seien ausreichend, sehen Befürworter klare Regelungen als notwendigen Schutz. Deutschland schaffte es 2025 erstmals in die Top 5 des “Global Life-Work-Balance Index” – doch zwischen Theorie und gelebter Praxis klafft eine Lücke.
Kulturwandel wird zum Wettbewerbsvorteil
Der Fachkräftemangel zwingt Unternehmen zum Handeln. Eine gesunde Arbeitskultur wird zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Firmen investieren verstärkt in:
- Resilienz-Trainings
 - Flexible Arbeitsmodelle
 - Klare Kommunikationsregeln
 
Die EU-Konsultationen könnten in den nächsten zwei Jahren konkrete Gesetzesinitiativen hervorbringen. Langfristig führt kein Weg vorbei: Weg von der Anwesenheitskultur, hin zu ergebnisorientierten Arbeitsweisen, die Mitarbeitern echte Autonomie geben.


