Microsoft: EU-Kommission verhängt Teams-Entflechtung
Die EU-Kommission hat verbindliche Zusagen von Microsoft akzeptiert, die Teams von Office entkoppeln und den Wettbewerb für Kommunikationstools stärken. Die Verpflichtungen gelten sieben Jahre lang.
Die EU-Kommission hat heute verbindliche Zusagen von Microsoft akzeptiert, um eine jahrelange Kartelluntersuchung zur Kopplung von Teams mit Office 365 abzuschließen. Der Tech-Riese entgeht damit einer Milliardenstrafe von bis zu zehn Prozent seines weltweiten Jahresumsatzes.
Die Einigung beendet formell die Untersuchung, die im Juli 2023 nach Beschwerden von Konkurrenten wie Slack und dem deutschen Anbieter alfaview begann. Die EU-Kommission hatte im Juni 2024 in ihren vorläufigen Feststellungen geurteilt, dass Microsoft seine Marktmacht missbraucht und durch die Kopplung von Teams an seine dominanten Büro-Software-Pakete den Wettbewerb verzerrt habe.
„Diese Zusagen werden den Markt für andere Anbieter von Kommunikations- und Kollaborationstools in Europa öffnen“, erklärte die Kommission. Nanna-Louise Linde, Microsofts Vizepräsidentin für europäische Regierungsangelegenheiten, begrüßte die Lösung: „Wir schätzen den Dialog mit der Kommission und werden diese neuen Verpflichtungen umgehend und vollständig umsetzen.“
Weitreichende Verpflichtungen für sieben Jahre
Microsoft muss eine umfassende Reform seiner Geschäftspraktiken durchführen, die weit über die bisherige globale Entflechtung von Teams im April 2024 hinausgeht. Die verbindlichen Zusagen umfassen drei zentrale Bereiche:
Entflechtung und Preisgestaltung: Das Unternehmen wird Office 365 und Microsoft 365 ohne Teams zu reduzierten Preisen anbieten. Nach einem Markttest verpflichtete sich Microsoft zudem, den Preisunterschied zwischen den Paketen mit und ohne Teams um 50 Prozent zu vergrößern.
Verbesserte Interoperabilität: Konkurrenzprodukte sollen künftig besser mit Microsoft-Anwendungen zusammenarbeiten können. Dies soll die Barrieren beseitigen, die Rivalen bisher behinderten.
Datenportabilität: Kunden erhalten das Recht, ihre Daten aus Teams zu exportieren und zu konkurrierenden Lösungen zu übertragen.
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Die Verpflichtungen gelten für sieben Jahre, wobei die Interoperabilitäts- und Datenportabilitätsregeln sogar zehn Jahre bestehen bleiben. Ein unabhängiger Treuhänder wird die Umsetzung überwachen.
Der steinige Weg zur Einigung
Den Anstoß gab 2020 eine Beschwerde von Slack, das argumentierte, Microsoft hebele seine Marktdominanz aus, indem es Teams automatisch mit Office-Software installiere. Die formelle EU-Untersuchung ab Juli 2023 bestätigte diese Bedenken: Die Kopplung schränke den Wettbewerb ein und gebe Teams unfaire Vorteile.
Auch nachdem Microsoft im Oktober 2023 in Europa und im April 2024 weltweit Office-Pakete ohne Teams angeboten hatte, reichte dies den Regulierern nicht aus. Erst die finale Vereinbarung nach einem Markttest im Frühjahr 2025 führte dazu, dass die ursprünglichen Beschwerdeführer Slack und alfaview ihre Klagen zurückzogen.
Neue Chancen für die Konkurrenz?
Die Einigung markiert einen Wendepunkt für den Enterprise-Software-Markt und unterstreicht die Rolle der EU als globaler Tech-Regulierer. Für Konkurrenten wie Slack, Zoom und Google Workspace fällt eine wichtige Adoptionsbarriere weg.
Doch Analysten warnen: Die Rivalen müssen weiterhin gegen die tiefe Integration und einheitliche Sicherheit von Microsofts Ökosystem ankämpfen – ein mächtiger Anreiz für Großunternehmen. Der wahre Test wird zeigen, ob höhere Preisunterschiede und bessere Interoperabilität Unternehmen zu Multi-Vendor-Strategien bewegen.
Salesforce-Präsident Sebastian Niles sieht in der Entscheidung eine „klare Botschaft“, dass Microsofts „wettbewerbswidrige“ Kopplung „Unternehmen geschadet, Kunden faire Auswahl verweigert und jahrelang Wettbewerb verhindert“ habe.
Warnung an die Tech-Giganten
Mit der Einigung vermeidet Microsoft eine Milliardenstrafe und schließt ein kontrovers diskutiertes Kapitel europäischer Regulierung ab. Bei Nichteinhaltung drohen jedoch empfindliche Strafen: bis zu zehn Prozent des weltweiten Jahresumsatzes oder tägliche Bußgelder von bis zu fünf Prozent des Tagesumsatzes.
Für die Tech-Branche insgesamt sendet der Fall ein deutliches Signal: Die EU-Kartellbehörden nehmen die Praktiken dominanter Plattformen scharf unter die Lupe. Der Fokus auf Interoperabilität und Datenportabilität dürfte zum wiederkehrenden Thema künftiger Untersuchungen werden – und Big Tech zu offeneren, wettbewerbsfähigeren Ökosystemen drängen.