Smartphone-Daten: Standort-Überwachung wird minutenweise verkauft
Irische Investigativ-Recherche enthüllt massiven Handel mit präzisen Bewegungsdaten. Nutzerdaten werden über App-Berechtigungen gesammelt und mit minimaler Verzögerung kommerziell gehandelt.
Eine schockierende Recherche aus Irland zeigt das wahre Ausmaß des Datenhandels: Präzise Standortdaten von Zehntausenden Smartphone-Nutzern werden offen verkauft – mit nur 24 bis 72 Stunden Verzögerung. Was Nutzer ahnungslos über App-Berechtigungen freigeben, landet direkt bei Datenhändlern.
Die Investigativ-Reporter des irischen Senders RTÉ Prime Time gaben sich als Gründer einer Datenanalysefirma aus und erhielten prompt eine kostenlose Probe: Bewegungsdaten von über 64.000 irischen Smartphone-Nutzern über zwei Wochen. Die Daten waren so detailliert, dass sich einzelne Personen von Militärbasen, Hochsicherheitsgefängnissen und Gesundheitszentren bis zu ihren Wohnadressen verfolgen ließen.
Irlands Datenschutzkommission reagierte „extrem besorgt“ auf die Enthüllungen. Doch was in Irland aufgedeckt wurde, dürfte nur die Spitze des Eisbergs sein.
Die versteckte Währung: Wie Apps zu Datensammlern werden
Wenn Nutzer eine App installieren, werden sie um Berechtigungen gebeten – Kamera, Kontakte, Mikrofon und vor allem: Standort. Laut den RTÉ-Recherchen stimmen Nutzer dem Verkauf ihrer Daten durch die Nutzungsbedingungen der Apps zu.
Das Problem: Diese „Einverständniserklärung“ erfolgt meist gedankenlos. Eine aktuelle Analyse beliebter Finanz-Apps zeigt: 27 Prozent fordern Zugriff auf die Standortverfolgung im Hintergrund – sie überwachen Nutzer also auch, wenn die App nicht aktiv ist. Die meisten dieser Apps sind zudem mit Werbenetzwerken verbunden und sammeln die Werbe-ID des Geräts für detaillierte Verhaltensprofile.
Experten sprechen von „Function Creep“: Berechtigungen, die für einen Zweck erteilt wurden, werden später für völlig andere Zwecke missbraucht.
Konzerne unter Druck: Millionenstrafen und neue Schutzmaßnahmen
Der Druck auf Tech-Giganten wächst. Ein US-Bundesgericht verurteilte Google kürzlich zu 366 Millionen Euro Schadenersatz, weil der Konzern millionenfach Smartphone-Nutzer verfolgte, die glaubten, ihre Privatsphäre sei geschützt. Die Sammelklage betraf den Zeitraum von 2016 bis 2024.
Apple und Google reagieren mit Updates: Apples angekündigtes iOS 26 soll Kinderdaten besser schützen und „Passkeys“ als sicherere Alternative zu Passwörtern etablieren. Android-Updates konzentrieren sich auf Betrugsschutz und Diebstahlsicherung.
Neuere Android-Versionen bieten bereits Einmalberechtigungen für sensible Daten wie Standort oder Mikrofon. Unbenutzte Apps verlieren nach einigen Monaten automatisch ihre Berechtigungen.
Kriminelle nutzen laxe Berechtigungen für Angriffe
Doch der legale Datenhandel ist nur ein Problem. Kriminelle Apps in offiziellen App-Stores täuschen Nutzer und fordern übermäßige Berechtigungen. Cybersecurity-Experten warnen vor raffinierter Malware, die Androids Bedienungshilfen missbraucht, um Tastenanschläge zu protokollieren, Bildschirminhalte abzufangen und SMS-Nachrichten zu interceptieren – oft um die Zwei-Faktor-Authentifizierung von Banking-Apps zu umgehen.
Der UAE Cyber Security Council warnt: Monatlich werden über 1,4 Milliarden Accounts weltweit gehackt – häufig durch Daten aus unsicheren Apps.
Anzeige: Übrigens: Wer Android nutzt, sollte nicht nur auf App‑Store‑Siegel vertrauen. Dieser kostenlose Ratgeber zeigt die 5 wichtigsten Schutzmaßnahmen – mit Schritt‑für‑Schritt‑Anleitungen für WhatsApp, Online‑Banking, PayPal und Co., ganz ohne teure Zusatz‑Apps. So schließen Sie unterschätzte Lücken und machen Ihr Smartphone spürbar sicherer. Jetzt das Android‑Sicherheitspaket gratis anfordern
Das gebrochene Vertrauen: Wenn Einverständnis zur Farce wird
Das Kernproblem liegt im kaputten „Consent-Modell“. Nutzer werden mit endlosen Nutzungsbedingungen konfrontiert und entwickeln eine „Zustimmungsmüdigkeit“ – sie klicken „Akzeptieren“, ohne die Konsequenzen zu verstehen.
Die RTÉ-Recherche beweist: Selbst angeblich anonymisierte Daten lassen sich durch Bewegungsmuster alarmierend einfach bestimmten Personen zuordnen. Wenn Daten von 64.000 Menschen als kostenlose „Probe“ angeboten werden, ist das Problem systemisch.
Digitale Eigenverantwortung wird überlebenswichtig
Was Nutzer jetzt tun müssen: App-Berechtigungen regelmäßig in den Handy-Einstellungen überprüfen, unbenutzte Apps löschen und kritisch hinterfragen, warum eine App bestimmte Berechtigungen benötigt. Zwei-Faktor-Authentifizierung und aktuelle Software sind keine Option mehr, sondern Pflicht.
Anzeige: Für alle, die ihre App‑Berechtigungen jetzt konsequent aufräumen wollen: Der Gratis‑Leitfaden führt Sie in wenigen Minuten durch die wichtigsten Sicherheitschecks auf Android – inkl. geprüften App‑Tipps, automatischen Prüfungen und Update‑Checklisten. Ideal für Alltagsnutzer ohne Technikvorkenntnisse. Kostenlosen Android‑Sicherheitsratgeber erhalten
Die Zeit des blinden Vertrauens in App-Stores ist vorbei. Aufgeklärte Nutzer sind die erste Verteidigungslinie gegen die digitale Überwachungsindustrie.