Steiermark: Wohnbau bricht um 27 Prozent ein
Baugenehmigungen auf historischem Tiefstand
Die steirische Baubranche steckt in der Krise. Für 2025 werden nur rund 3.000 fertiggestellte Wohneinheiten prognostiziert – ein Rückgang von 27 Prozent zum Vorjahr. Die Ursachen? Gestiegene Zinsen, explodierende Baukosten und strengere Kreditregeln lähmen Bauträger wie private Häuslbauer gleichermaßen.
Während die Politik mit neuen Förderpaketen gegensteuert, blicken Branchenvertreter mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. Ist die Talsohle wirklich erreicht?
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 2024 wurden in der Steiermark nur 5.660 Wohnungen genehmigt – der niedrigste Wert seit 2010. Eine Analyse der Wirtschaftskammer und des Immobiliendatenspezialisten Exploreal untersuchte 483 Wohnbauprojekte mit insgesamt 12.000 Einheiten. Das Ergebnis trifft besonders den gewerblichen Wohnbau hart.
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„Jetzt tritt genau das ein, vor dem wir immer gewarnt haben”, sagt Michael Stvarnik, Innungsmeister der steirischen Baubranche. Der toxische Cocktail aus hohen Energiepreisen, Rekordinflation und der verschärften KIM-Verordnung zur Kreditvergabe hat die Investitionsbereitschaft zum Erliegen gebracht.
Die perfekte Krise: Wenn alles zusammenkommt
Zwischen 2020 und 2023 explodierten die Baukosten um 25 bis 35 Prozent. Gleichzeitig trieb die Zinswende der Europäischen Zentralbank die Finanzierungskosten in die Höhe und verdrängte potenzielle Käufer vom Markt.
Die Folgen für die Branche:
* Realer Rückgang des Bauproduktionswerts um 7,8 Prozent
* Massive Verzögerungen oder Stopps bereits geplanter Projekte
* Gedämpfte Nachfrage trotz Lockerung der KIM-Verordnung
Die Lockerung der Kreditvergaberichtlinien wird zwar als positiver Schritt gewertet, kann die fundamentalen Probleme jedoch nicht allein lösen.
Politik schaltet auf Krisenmodus
Bund und Land reagieren mit millionenschweren Paketen. Die Bundesregierung stellt eine Milliarde Euro für Neubau und Sanierung bereit. Die Steiermark legt ihre im Frühjahr wegen enormer Nachfrage gestoppte “Wohnraumoffensive” ab 2026 neu auf.
Wohnbaulandesrätin Simone Schmiedtbauer kündigt konkrete Schritte an: Ab dem ersten Quartal 2026 starten wieder Förderungen für Eigenheim-Neubau und Sanierungskauf. Die Darlehensobergrenze sinkt allerdings auf 80.000 Euro.
Im zweiten Quartal 2026 folgt ein neuer “Sanierungspass”, der bisherige Förderungen bündelt und umfassende Sanierungen attraktiver machen soll.
Graz als Hoffnungsträger
Während die landesweiten Prognosen düster bleiben, gibt es einen Lichtblick: Graz. Die Landeshauptstadt könnte 2026 einen deutlichen Anstieg auf 2.350 fertiggestellte Wohneinheiten verzeichnen.
Der Grund für diesen Optimismus liegt in der beeindruckenden Projekt-Pipeline. Laut WKO liegen in der Steiermark Genehmigungen für 10.178 Wohneinheiten “in der Schublade” – davon allein 7.791 in Graz. Viele Bauträger warten offenbar nur auf bessere Rahmenbedingungen.
Gerald Gollenz, Obmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der WKO Steiermark, fordert weitere Anreize für die private Immobilienwirtschaft: „Nur so können wir dieses Potenzial wirklich heben.”
Talsohle erreicht – aber die Erholung braucht Zeit
„Wir sehen die Talsohle durchschritten und sind wieder optimistisch”, sagt Branchenobmann Andreas Kern. Die Kombination aus neuen Förderprogrammen, stabilisierenden Zinsen und der hohen Anzahl genehmigter Projekte könnte den Markt mittelfristig beleben.
Allerdings: Die Erholung wird Zeit brauchen. Die landesweiten Prognosen für 2026 bleiben verhalten und zeigen nur ein leichtes Plus von etwa 200 Einheiten.
Für private Bauherren und Käufer bedeutet dies eine Phase der Unsicherheit, aber auch potenzieller Chancen. Die neuen Förderungen ab 2026 könnten Bauen und Kaufen wieder attraktiver machen. Vor allem im Raum Graz dürfte das wachsende Angebot die Preisdynamik mittelfristig beeinflussen.
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