Telegram gibt Nutzerdaten an Behörden weiter
Telegram überarbeitet Datenschutzrichtlinien grundlegend und teilt künftig IP-Adressen sowie Telefonnummern mit Strafverfolgungsbehörden bei Verdacht auf kriminelle Aktivitäten.
Der Messaging-Riese hat seine Datenschutzrichtlinien grundlegend überarbeitet. Nach Jahren der Verweigerung teilt das Unternehmen nun IP-Adressen und Telefonnummern mit Strafverfolgungsbehörden – eine Zeitenwende für die einst als „sicherster Messenger“ beworbene Plattform.
Die Wende kommt nicht von ungefähr: Nach der Festnahme von Telegram-Gründer Pavel Durov in Frankreich und zunehmendem Druck internationaler Behörden lenkt das Unternehmen ein. Bisher kooperierte Telegram nur bei Terrorismus-Verdacht. Jetzt weitet sich das auf alle kriminellen Aktivitäten aus, die gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen.
Von der Privatsphären-Festung zum kooperativen Partner
Was bedeutet das konkret? Erhält Telegram eine rechtsgültige Anordnung von Justizbehörden, prüft das Unternehmen den Fall und gibt bei bestätigtem Kriminalitätsverdacht Metadaten heraus – allerdings nicht die Inhalte verschlüsselter Nachrichten.
Diese Kehrtwende dürfte die Cyberkriminalität-Szene aufschrecken. Sicherheitsfirmen beobachten bereits eine Abwanderung krimineller Gruppen zu anderen Plattformen wie Signal. Für Telegram könnte das paradoxerweise ein Erfolg sein: weniger illegale Aktivitäten, besseres Image.
Das Unternehmen verspricht mehr Transparenz durch vierteljährliche Berichte über geteilte Nutzerdaten. CEO Durov rechtfertigt den Schritt: „99,999 Prozent unserer Nutzer haben nichts mit Kriminalität zu tun, aber die 0,001 Prozent schädigen das Image der gesamten Plattform.“
Neue Sicherheitsfeatures trotz Datenfreigabe
Parallel zur Öffnung gegenüber Behörden rüstet Telegram bei der Sicherheit auf. Seit Mai 2025 bietet der Dienst Ende-zu-Ende-verschlüsselte Gruppenanrufe für bis zu 200 Teilnehmer. Die Technologie basiert auf einem Blockchain-ähnlichen System – selbst Telegram kann die Gespräche nicht mithören.
Gegen Spam und Betrug führt der Messenger eine „Paywall“-Funktion ein: Unbekannte Kontakte müssen eine geringe Gebühr in Telegrams „Stars“-Währung zahlen, um Nachrichten zu senden. High-Profile-Nutzer dürften aufatmen.
Ein neues Verifikationssystem setzt auf Drittanbieter statt dem klassischen blauen Haken. Vertrauenswürdige Organisationen können Accounts authentifizieren – erkennbar an speziellen Logos.
Verschlüsselung bleibt zweispurig
Wichtig zu verstehen: Telegrams Verschlüsselungsmodell unterscheidet sich von Konkurrenten wie WhatsApp. Standard-„Cloud-Chats“ werden nur zwischen Nutzer und Telegram-Servern verschlüsselt – das ermöglicht die Synchronisation zwischen Geräten, aber Telegram besitzt die Schlüssel.
Echte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung gibt es nur bei „Secret Chats“ (Einzelgespräche) sowie Sprach- und Videoanrufen. Hier kann wirklich nur der Empfänger die Nachrichten lesen.
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Spagat zwischen Sicherheit und Privatsphäre
Die kommenden Quartalsberichte werden zeigen, wie häufig Telegram tatsächlich Daten herausgibt. Datenschutz-Aktivisten sind alarmiert, Strafverfolger erleichtert. Durov betont, er werde die Verschlüsselung nicht durch „Hintertüren“ schwächen – die Preisgabe von Metadaten sei ein anderes Thema als der Zugriff auf Nachrichteninhalte.
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Für Telegram beginnt ein riskanter Balanceakt: Die neue Kooperationsbereitschaft könnte Vertrauen bei den fast einer Milliarde Nutzern kosten. Gleichzeitig macht sie die Plattform „sauberer“ und politisch akzeptabler.
Die nächsten Monate werden zeigen, ob dieser Strategiewechsel aufgeht oder ob Nutzer in Scharen zu anderen Messengern abwandern. Eines steht fest: Die Ära des kompromisslosen Datenschutz-Versprechens ist bei Telegram vorbei.