Telegram: Milliarde Nutzer, neue Überwachung
Telegram gibt Nutzerdaten an Behörden weiter und führt KI-Moderation ein. Die Plattform vollzieht einen radikalen Bruch mit ihrer bisherigen Datenschutz-Philosophie nach der Festnahme von Gründer Pavel Durov.
Der Messenger-Riese Telegram hat nach der Verhaftung seines Gründers Pavel Durov eine drastische Wende vollzogen. Die Plattform mit über einer Milliarde Nutzern weltweit gibt nun Nutzerdaten an Behörden weiter und führt KI-basierte Überwachung ein – ein radikaler Bruch mit der bisherigen Datenschutz-Philosophie.
Was einst als Bollwerk der digitalen Privatsphäre galt, wandelt sich 2025 zu einem streng moderierten System. Gleichzeitig rüstet Telegram mit neuen Funktionen für die Super-App-Ambitionen auf. Ein Balanceakt zwischen Wachstum und staatlichem Druck, der das Unternehmen grundlegend verändert.
Datenschutz war gestern – Kooperation mit Behörden heute
Die wohl einschneidendste Änderung: Telegram gibt erstmals IP-Adressen und Telefonnummern von Nutzern an Strafverfolgungsbehörden weiter – nicht mehr nur bei Terrorverdacht, sondern bei allen Straftaten. Diese Kehrtwende erfolgte unmittelbar nach Durovs Festnahme in Frankreich wegen mutmaßlicher Beihilfe zu Straftaten auf der Plattform.
„Die illegalen Aktivitäten einer kleinen Minderheit von Nutzern haben das Image der Plattform beschädigt“, räumte Durov gegenüber seinen Abonnenten ein. Seine Lösung: Moderation soll „von einem Kritikpunkt zu einem Grund für Lob“ werden.
Konkret bedeutet das: Die umstrittene „Personen in der Nähe“-Funktion wurde komplett entfernt, nachdem Betrüger sie systematisch missbrauchten. Sogar private Chats – bisher tabu für die Moderation – können Nutzer nun bei illegalen Inhalten melden. KI-Systeme durchsuchen proaktiv nach Kindesmissbrauchsmaterial und Terrorpropaganda.
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Super-App-Träume: Von NFT-Geschenken bis Gruppen-Videocalls
Während Telegram seine Überwachung ausbaut, entwickelt das Unternehmen parallel ehrgeizige neue Funktionen. 2025 brachte eine Flut von Updates für die angestrebte „Super-App“-Transformation.
Ein neues Verifikationssystem erlaubt Behörden und vertrauenswürdigen Organisationen, echte Accounts zu bestätigen – ein Schlag gegen Betrüger und Fake-News. Nutzer können sich jetzt NFT-basierte Geschenke und Sammel-Sticker schicken, die auf der TON-Blockchain handelbar sind. Mit „Telegram Stars“ führte die Plattform eine eigene Digitalwährung für In-App-Käufe ein.
Die Kommunikationstools wurden massiv aufgerüstet: Erweiterte Suchfilter durchkämmen Nachrichten präziser, Premium-Nutzer können öffentliche Kanäle durchforsten. Gruppen-Videocalls unterstützen nun bis zu 200 Teilnehmer mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Kanal-Administratoren erhalten mächtigere Verwaltungstools.
Regulierungsdruck zwingt zum Kurswechsel
Der Wandel bei Telegram spiegelt ein klassisches Dilemma wider: Wie balanciert ein Techriese Wachstum und Verantwortung? Mit einer Milliarde monatlich aktiver Nutzer seit März 2025 steht die Plattform im Fokus der Regulierer weltweit.
Durovs Verhaftung wirkte als Katalysator. Die absolutistische Datenschutz-Haltung musste weichen, um die operative Freiheit in wichtigen Märkten zu bewahren. Die neuen KI-Moderationssysteme und Partnerschaften gegen Extremismus zeigen: Telegram nähert sich den Praktiken von Facebook, Twitter und Co. an.
Diese Entwicklung könnte datenschutzbewusste Nutzer vergraulen, die gerade wegen der ursprünglichen Telegram-Philosophie zur Plattform wechselten. Der Spagat zwischen Nutzerprivatsphäre und rechtlichen Verpflichtungen wird zur Zerreißprobe.
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Ausblick: Mehr KI, mehr Kontrolle, mehr Kommerz
Die Transformation ist längst nicht abgeschlossen. Weitere KI-Integration steht bevor – nicht nur zur Überwachung, sondern für nutzerfreundliche Features wie den Grok-Bot, der Chats zusammenfasst und Inhalte generiert. Mit über 15 Millionen Premium-Abonnenten will Telegram die Monetarisierung durch Telegram Stars und NFT-Sammlerobjekte forcieren.
Besonders spannend wird der nächste Transparenzbericht. Er soll erstmals das Ausmaß der Datenweitergabe an Behörden offenlegen. Kann Telegram seine Kernnutzerschaft bei der regulatorischen Anpassung halten?
Die Plattform, die sich einst als Hort digitaler Freiheit verstand, wird zwangsläufig zu einem kontrollierten und regulierten Ökosystem. Das dürfte spannend werden – für Nutzer, Regulierer und Durov gleichermaßen.