Wien: Mietwohnungsbau kollabiert um über 50 Prozent
Wiener Immobilienentwickler setzen zunehmend auf Eigentumswohnungen statt Mietwohnungsbau. Die Folge ist eine dramatische Angebotslücke von über 10.000 benötigten Wohnungen jährlich bei gleichzeitig explodierenden Mietpreisen.
Wiener Bauträger stoppen den Mietwohnungsbau. Statt Wohnungen zu vermieten, verkaufen sie lieber. Der Grund: explodierende Kosten und bessere Renditen im Eigentumssektor.
Die Folgen sind dramatisch. Während nur noch 1.800 bis 4.700 neue Mietwohnungen entstehen, braucht Wien jährlich über 10.000 Wohnungen. Die Angebotsmieten durchbrachen bereits die 20-Euro-Marke pro Quadratmeter.
Bauträger setzen auf schnelle Verkäufe
Die Rechnung der Immobilienentwickler ist simpel: Warum Jahre auf Mieteinnahmen warten, wenn sich Eigentumswohnungen sofort verkaufen lassen? Die Baukosten stiegen seit 2010 um fast 50 Prozent, Genehmigungsverfahren ziehen sich in die Länge.
Besonders problematisch: Bereits genehmigte Mietbauprojekte werden gestoppt oder verschoben. Die Furcht vor einer möglichen Mietpreisbremse verstärkt den Trend zusätzlich.
Die jüngsten Zinssenkungen der EZB heizen diese Entwicklung weiter an. Günstigere Kredite locken Käufer an, machen aber Mietinvestitionen unattraktiver.
Eigentumswohnungen: Nachfrage steigt um 23 Prozent
Der Kaufmarkt boomt. ImmoScout24 meldet einen Nachfrageanstieg von 23 Prozent im Jahresvergleich. Die gelockerte Kreditvergabe und niedrigere Zinsen machen Immobilienkäufe wieder erschwinglich.
Aktuelle Zahlen:
* Medianpreis pro Quadratmeter: 6.615 Euro
* Preissteigerung: nur ein Prozent
* Elf Bezirke: 70-qm-Wohnung kostet über 500.000 Euro
Trotz hoher Nachfrage bleiben die Preise stabil – ein Zeichen für einen sich erholenden Markt.
Mittelschicht unter Druck
Die Spaltung am Wohnungsmarkt verschärft sich. Wer kaufen kann, profitiert von stabilen Preisen und günstigen Krediten. Mieter kämpfen mit explodierenden Kosten.
Die Durchschnittsmiete inklusive Betriebskosten kletterte erstmals über zehn Euro pro Quadratmeter. Selbst die Mittelschicht, bisher von Extrempreisen verschont, gerät unter Druck.
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Entspannung erst nach 2026 möglich
Experten warnen vor einem historischen Tiefstand bei Wohnungsfertigstellungen im Jahr 2026. Die städtische „Wohnbauoffensive 2024 plus“ mit 20.000 geplanten Sozialwohnungen kann die Lücke im freien Markt kurzfristig nicht schließen.
Die Prognose: Der Mietmarkt bleibt mindestens bis 2026 angespannt. Gleichzeitig könnte sich der Kaufmarkt von einem Käufer- zu einem Verkäufermarkt entwickeln – mit steigenden Preisen als Folge.
Für Wiener Mieter wird leistbarer Wohnraum zur Mangelware. Die Politik steht unter Zugzwang.